Frankfurter Preis

Zitat aus der Laudatio zur Preisverleihung des Frankfurter Preises am 12. September 2010 im Hotel InterContinental Düsseldorf.

Preisträger 2010 in der Rubrik Elder Care

“Das St. Johannes-Stift ist heute mit 213 Heimplätzen das größte katholische Alten- und Pflegeheim im Bistum Essen. Verwurzelt in einer mehr als hundertjährigen Tradition, stellt sich das Haus den aktuellen Herausforderungen eines sich rasant verändernden Marktes. Der demographische Wandel hat zur Folge, dass die Bewohner immer älter ins Heim kommen und häufiger pflegebedürftig sind. Hier bedarf es neuer konzeptioneller Antworten.

Dabei halten die Bochumer konsequent an ihrem Leitbild fest. Dieses verspricht, in einer Atmosphäre von Sicherheit und Geborgenheit ein neues “Zuhause” zu geben, in dem lange ein selbstbestimmtes Leben möglich ist. Als äußeres Symbol steht dafür im Johannes-Stift die Brücke zwischen dem sternförmigen Hauptgebäude und dem reizvollen Park. Sicheren Weges und nach eigener Lust und Laune können die Senioren ungehindert die Natur genießen.

Diese Autonomie gilt auch bei den frisch zubereiteten Mahlzeiten. Um täglich aus dem abwechslungsreichen Speisenplan auswählen zu können, haben sich die Experten sehr früh für ein mobiles EDV-gesteuertes Menüwunsch-Erfassungssystem entschieden.

Motor dieser Idee war die stellvertretende Heimleiterin und Wirtschaftsleiterin Ursula Holtschulte, seit zwanzig Jahren im Altenheimbereich tätig. Ihre Vision lautete: Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen sich frei und zeitnah am Morgen entscheiden, was sie zum Mittagessen wünschen. Dabei werden verschiedenste Kostformen je nach Krankheitsbild offeriert, darunter auch sogenannte adaptierte Kost bei leichten Schluckbeschwerden.

Speziell geschulte Verpflegungsassistentinnen besuchen die Bewohner, fragen sie nach ihren Wünschen wie Größe der Portionen und erfassen sie im elektronischen Notizblock. Die altersgemäß zubereiteten und ausgewogenen Mahlzeiten können nach Belieben im Speisesaal oder in den Tagesräumen der Wohnbereiche eingenommen werden. Dass heute 77 Prozent der Stiftsbewohner diesen Service nutzen, ist mehr, als man anfangs zu hoffen wagte. Fast nebenbei wird auf diese Weise ein tägliches Nährwertprotokoll erstellt. Wo die Kommunikation schwierig wird, helfen individuell erstellte Bewohnerbiographien bei der Menügestaltung weiter.

Zur Philosophie des lebendigen Hauses, das niemals in Stillstand gerät, gehört ein ehrenamtlicher Förderverein mit 90 Mitgliedern, der viele Aktivitäten initiiert.

Jahreszeitliche Aktionen und Feiern geben dem Leben einen Rhythmus. Beliebter Treffpunkt für Bewohner, Angehörige und Freunde ist das Café im Eingangsbereich mit seiner schönen Terrasse. Aus der eigenen Hausbäckerei kommt der tägliche Kuchen, an Sonn- und Feiertagen das traditionelle Stück Torte. Der hauseigene Kräutergarten erfreut nicht nur die Augen der Bewohner, sondern trägt zur besonderen Würze der Mahlzeiten bei. So weit es möglich ist, werden die Bewohner in den Arbeitsalltag eingebunden ? bei einfachen Zubereitungen, beim Tischdecken oder Spülen. Rituale haben hier einen hohen Stellenwert.

Die konsequente Orientierung an den Bedürfnissen der Bewohner ist in Bochum jeden Tag aufs Neue spürbar. Das St. Johannes-Stift gilt nicht nur als innovativ in punkto Fürsorge und Serviceorientierung. Die Einrichtung arbeitet stets qualitätsorientiert. Schon 2005 wurde das Qualitätsmanagementsystem nach DIN ISO 9001 eingeführt. Alle Anstrengungen der 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dienen einem gemeinsamen vorrangigen Ziel: den Wünschen und Bedürfnissen jedes einzelnen Bewohners auf seine Weise gerecht zu werden. Die Jury würdigt die Einrichtung als beispielhaft für wegweisendes Servicedenken zwischen Tradition und Fortschritt.”

Der Frankfurter Preises wurde von der Verlagsgruppe Deutscher Fachverlag Frankfurt am Main gestiftet.